THEMA DES MONATS 08/2023
–LESE-RECHTSCHREIBSTÖRUNG–
WAS NUN?
Liebe LeserInnen,
wir freuen uns diesmal als „Thema des Monats August“ einen Gastbetrag von der Logopädie Praxis Thomas Berger präsentieren zu können. Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ihr KJP-Team Mani Sina
Lese-Rechtschreib-Störung – Was nun?
Bei einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS) handelt es sich um eine Entwicklungsstörung des Lesens und Schreibens, die nicht auf mangelnde Unterrichtung, fehlende Gelegenheit zu Lernen, mangelnde Intelligenz oder auf eine körperliche Erkrankung (z. B. eine Sehstörung) zurückzuführen ist.
Es gibt verschiedenste mögliche Ursachen für eine LRS, wie zum Beispiel eine genetische Veranlagung. Falls bei einem Elternteil eine LRS vorliegt, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine LRS auch bei den Kindern.
Zudem sind bei Betroffenen häufig verschiedene neurobiologische Prozesse beeinträchtigt. Dazu zählen zum Einen Abläufe wie Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und auditive/visuelle Wahrnehmung/Verarbeitung und zum Anderen Fähigkeiten, die als Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb gelten (z.B. die phonologische Bewusstheit, Buchstabenkenntnis, Fähigkeit zum schnellen Benennen und Wortschatz).
Personen mit LRS kann eine logopädische Therapie helfen, den Umgang mit der Schriftsprache zu erleichtern.
Zunächst sollte eine Beurteilung und ein Gespräch mit der/dem Klassenlehrer:in stattfinden. Bei Auffälligkeiten wird in der Regel eine LRS-Diagnostik und die Ausstellung eines Attestes beim Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie notwendig. Mit Hilfe solch eines Attestes kann z. B. ein Nachteils-Ausgleich in der Schule oder weitere unterstützende Maßnahmen durch das Jugendamt beantragt werden. Beim Facharzt kann zusätzlich überprüft werden, ob das betroffene Kind durch die LRS-Problematik emotionale und / oder soziale Probleme entwickelt hat und wenn ja, was getan werden muss.
Therapeutisch sinnvoll ist die Vorstellung in einer logopädischen Praxis. Hier wird in einem Erstgespräch zunächst eine Anamnese und darauffolgend eine umfassende logopädisch relevante Diagnostik durchgeführt. Dabei wird festgestellt, welche Schwerpunkte in den folgenden Therapieeinheiten gesetzt werden sollen. Zudem kann eine Einschätzung getroffen werden, ob zusätzliche Therapien (z.B. Ergotherapie) unterstützend angesetzt werden sollten.
Sobald die Diagnostik abgeschlossen wurde, beginnen die logopädischen Therapien. Die Inhalte werden individuell an den Patienten angepasst.
Mögliche Schwerpunkte können z.B. sein:
– Verbesserung der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung, um Sprachlaute besser analysieren und in Schriftsprache umsetzen zu können
– Förderung der Konzentrationsfähigkeit
– Vermittlung, Anwendung und Festigung von Rechtschreibregeln
– Förderung der lauttreuen und ganzheitlichen Lesestrategie
– Verbesserung des Lese-Sinn-Verständnisses
– Erarbeitung von Strategien, um Klassenarbeiten eigenständig auf Rechtschreibung und logischen Aufbau kontrollieren zu können
– Elternberatung und Anleitung, um das Kind bestmöglich im häuslichen Umfeld zu unterstützen
– u.v.m …
Bei weitere Fragen oder den Wunsch nach Beratung steht die Praxis für Logopädie Thomas Berger Ihnen gerne zur Seite.
THEMA DES MONATS 02/2023
– MEDIENKONSUM –
Medien spielen bei Kindern und Jugendlichen bereits seit Jahren eine wichtige Rolle. Zuletzt während der Coronazeit nahm der Konsum von Medien deutlich zu. Die Digitalisierung in den Schulen erlebte in dieser Zeit einen regelrechten Schub. Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Nutzung von Online-Medien und sozialen Medien seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 unter Kindern und Jugendlichen stark angestiegen ist.
Wofür nutzen Kinder und Jugendliche Medien?
Viele Kinder und Jugendliche nutzen regelmäßig verschiedene Medien wie PC, Playstation, Tablets oder Handys, um z.B. mit Freunden in Kontakt zu bleiben, zu lernen, zu spielen oder sich zu informieren. Der Erwerb digitaler Fähigkeiten ist ein wichtiger Bestandteil der heutigen Kinder- und Jugendentwicklung.
Gerade das Internet spielt eine zentrale Rolle. Viele Kinder und Jugendliche nutzen das Internet, um Informationen zu suchen, zu kommunizieren, Inhalte zu teilen und zu produzieren. Sie nutzen auch soziale Medien, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben und Online-Spiele zu spielen.
Vor- und Nachteile
Viele Eltern und Fachleute stellen sich die Frage, wie der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen, ob positiv oder negativ, zu bewerten ist.
Während z.B. das Internet einige Vorteile bietet, wie den Zugang zu neuen Ideen und Informationen sowie die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu bleiben, birgt er auch einige Risiken, einschließlich der Gefahr von Cybermobbing und Cybersexismus.
Vorteile von Medien:
- Kinder und Jugendliche erhalten Zugang zu einer Vielzahl von Informationen und Unterhaltungsressourcen, die sie zu einer Vielzahl von Themen und Ereignissen informieren.
- Kinder und Jugendliche können ihre Fähigkeiten in Bezug auf visuelles und auditives Lernen verbessern.
- Soziale Fähigkeiten wie z.B. Kommunikation, Kompromissbereitschaft und Kooperation können trainiert werden und ausgebaut werden
- Kinder und Jugendliche lernen, ihren Horizont zu erweitern, indem sie auf eine breite Palette von Meinungen und Ansichten zugreifen.
- Sich in einem immer schneller und ständig verändernden Technologiewelt besser zurechtzufinden.
Nachteile von Medien:
- Kann zu einer Abhängigkeit führen, anstatt zu helfen, das Lernen und die Entwicklung zu fördern.
- Viele Medieninhalte sind für junge Zuschauer nicht angemessen und können dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche unsicher fühlen und unangemessene Verhaltensweisen annehmen.
- Darstellung von problematischen Idealbildern
- Gefahr einer Identitätsdiffusion
- Es besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche weniger Zeit mit körperlichen Aktivitäten und sozialen Interaktionen verbringen.
- Es kann zu Schlafmangel, unregelmäßigen Schlafgewohnheiten und Konzentrationsschwierigkeiten kommen
- Ein übermäßiger Medienkonsum kann zur Entwicklung von psychischen Störungen beitragen.
Wieviel Zeit für Medienkonsum wird empfohlen?
Es ist schwierig, eine einheitliche Empfehlung für alle Kinder und Jugendliche zu geben, da jeder einzelne eine andere Medienkonsumgewohnheit hat. Generell wird jedoch empfohlen, dass Kinder und Jugendliche täglich maximal zwei Stunden Medien konsumieren sollten. Dieser Zeitrahmen sollte auf digitale Medien beschränkt werden und auf alle Arten von Bildschirmen wie Smartphones, Tablets, Computern und Fernsehern verteilt werden. Eltern sollten auch darauf achten, dass ihre Kinder nicht mehr als eine Stunde pro Tag mit Social Media verbringen.
Worauf sollte ich als Vater oder Mutter bzgl. Medienkonsum achtgeben?
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind Unterhaltungsmedien in Maßen konsumiert. Wenn Ihr Kind sehr viel Zeit mit solchen Medien verbringt, kann es zu einer Abhängigkeit führen, was schwerwiegende Folgen haben kann.
- Überwachen Sie regelmäßig den Medienkonsum Ihres Kindes. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht zu viel Zeit mit Medien verbringt, insbesondere wenn es sich um ungesunde Inhalte handelt.
- Seien Sie ein gutes Vorbild. Wenn Ihr Kind sieht, dass Sie selbst einen gesunden Umgang mit Medien haben, ist es eher wahrscheinlich, dass es selbst einen gesunden Umgang pflegt.
- Ermutigen Sie Ihr Kind, auch andere Aktivitäten, wie z. B. Sport, Musik, Kunst oder Lesen, zu unternehmen.
- Besprechen Sie mit Ihrem Kind die Inhalte, die es konsumiert. Achten Sie darauf, dass die Inhalte für sein Alter geeignet sind und ihm keine unangemessenen Ideen vermitteln.
Woran erkenne ich, dass mein Kind mediensüchtig ist?
Suchtsymptome:
- Schwierigkeiten, sich auf andere Aktivitäten zu konzentrieren oder sich zu motivieren, etwas anderes als den Konsum von Medien zu tun.
- Schwierigkeiten, konkrete Ziele zu setzen und die erforderlichen Schritte zu unternehmen, um sie zu erreichen.
- Unfähigkeit, Aktivitäten am PC / Playstation zu unterbrechen, um mit anderen zu interagieren.
- Unfähigkeit, Zeitlimits für Medienkonsum zu setzen und einzuhalten.
- Körperliche Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Nackenverspannungen, die durch den übermäßigen Gebrauch von Medien verursacht werden, möglicher Weise Gewichtszunahme.
- Soziale Isolation aufgrund von eingeschränkten Interaktionen mit anderen.
- Unkontrollierter Gebrauch von Medien, obwohl man sich dazu verpflichtet hat, den Medienkonsum zu reduzieren.
- Unfähigkeit, den eigenen Gebrauch von Medien zu überwachen und zu bewerten.
- Verschlechterung der schulischen Leistungen aufgrund des übermäßigen Gebrauchs von Medien.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Therapiemöglichkeiten:
- Verhaltenstherapie: Diese Art der Therapie konzentriert sich auf die Beendigung schädlicher Gewohnheiten und die Entwicklung gesünderer Verhaltensweisen.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Diese kombiniert Elemente der Verhaltenstherapie mit der Fähigkeit, Gedanken und Gefühle zu beeinflussen, um schädliches Verhalten zu reduzieren.
- Familientherapie: Diese kann helfen, Konflikte zwischen Mitgliedern der Familie zu lösen und ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des Medienkonsums auf die Familie zu schaffen.
- Gruppentherapie: Diese kann helfen, soziale Unterstützung und Verständnis zu erhalten, um eine Abhängigkeit von Medien zu überwinden.
- Ernährungs- und körperliche Aktivitätstherapie: Diese kann helfen, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Abhängigkeit von Medien zu reduzieren.
THEMA DES MONATS 12/2022
– MOBBING –
„Vorsätzliches, wiederholt negatives Verhalten von einer oder mehreren Personen einer anderen Person gegenüber, die Schwierigkeiten hat, sich zu verteidigen“
„Mobbing“ stellt ein Kunstwort dar, kommt aus dem Englischen und ist von dem Verb „to mob“ (über jemanden herfallen, anpöbeln) bzw. dem Substantiv „the mob“ ableitbar.
Mobbing kann in jeder Altersstufe auftreten (Kinder, Jugendliche und Erwachsene).
Mobbing kann in jeder Alltagssituationen stattfinden (Schule, Verein, Arbeitsplatz etc.)
Neben dem aktiven „Mobber“ (Täter / Tätergruppe) und dem „Gemobbten“ (Opfer) gibt es den „nicht aktiven Unterstützer“ (Mitläufer: lacht mit, grenzt mit ab), den „Zuschauer“ (lehnt zwar Mobbing ab, greift jedoch auch nicht ein) und den „Beschützer“ (stellt sich aktiv auf die Seite des Opfers).
Untersuchungen ergaben, dass fast die Hälfte aller Schüler:innen einmal im Verlauf ihrer schulischen Laufbahn eine Form von Mobbing Erfahrung gemacht hat. Dabei erlebt etwa jede:r zehnte Schüler:in eine der drei Formen des Mobbings über einen längeren Zeitraum. Häufig tritt Mobbing in der Schule zwischen der fünften und zehnten Klasse auf.
Folgende Erscheinungsformen gibt es:
Körperliches Mobbing: Schlagen, Treten
Sprachliches Mobbing: Beschimpfungen,Drohungen
Soziales Mobbing: Zerstörung sozialer Beziehung
Ein typisches Opfer / Täter Profil gibt es nicht. Bereits Nichtigkeiten können Auslöser für Mobbing sein.
Was bei Mobbing häufig typisch ist: Es findet meist im Verborgenen statt – Bezugspersonen bemerken oft lange nichts davon. Daher können die Täter ihre Opfer zuweilen über einen sehr langen Zeitraum drangsalieren.
Die Opfer leiden häufig unter schweren psychische Belastungen. Sie flüchten sich oft in Einsamkeit und Isolation. Das Selbstwertgefühl nimmt rapide ab, Schuldgefühle können auftreten („Ich bin selber an meiner Situation schuld“). Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit, selbstverletzendes Verhalten bis hin zu lebensmüden Gedanken können Folgen von Mobbing sein. Im Verlauf von Jahren können sich aus einer Mobbingsituation sogar seelische Erkrankungen wie eine Depression oder eine Angststörung entwicklen.
Was können die Betroffenen, die Eltern und die Lehrer tun?
Lehrer:
Vor allem den Lehrern kommt eine Schlüsselrolle zu. Sie sind die Ersten, welche die ersten Warnzeichen bemerken sollten (z. B. wenn ein:e Schüler:in ihr/sein Verhalten plötzlich verändert, wie in sich gekehrt wirkt, stiller wird und die schulischen Leistungen abnehmen etc.).
Eltern:
Eltern, die erfahren, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten möglichst vermeiden, sofort zu extrem zu reagieren (z. B. nicht den Lehrer unter Druck setzen, den Täter sofort zu bestrafen). Verschaffen Sie sich erstmal selbst einen objektiven Überblick über die Situation. Suchen Sie dafür das Gespräch mit ihrem Kind und den Lehrern. Geben sie den Lehrern die notwendige Zeit, sich selbst ein Bild über die Situation zu machen. Besprechen Sie gemeinsam mit der Schule, welche Gegenmaßnahmen wirksam sein könnten.
Betroffene:
Für die Betroffenen am wichtigsten ist: Lasst Euch helfen! Die Täter lieben es nämlich, im Verborgenen zu bleiben! Öffentlichkeit mögen sie nicht! Häufig klärt sich alles sehr schnell, wenn die Täter merken, dass ihr Opfer sich plötzlich Hilfe holt und alles öffentlich wird.
Sehr hilfreich ist es, ein Tagebuch zu führen, in dem die Übergriffe (wann, wo, wie) dokumentiert werden. Chat-Verläufe und E-Mails etc. als Beweismitteln sind wichtig. Auf diese Weise ist es möglich, die Eltern und die Schulleitung so umfassend wie möglich zu informieren.
Unter Umständen ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu holen z. B. Vertrauenslehrer:in, Ärzt:in.